Das Gewitter – Comedi Szene 3
Dies setzt die Geschichte von Raphael „Comedi“ Duchamps fort. Den Beginn seines Abenteuers kann man bei Moritz Mehlem lesen. Den zweiten Teil hat Michael Jaegers geschrieben.
Bericht von Raphael Duchamps
Einzelne Tonaufnahmen auf seinem Smartphone in chronologischer Reihenfolge abgespielt
„Elender Mist. Ich habe es ja heraufbeschwören müssen. Es begann mit einem leisen Grollen, das ich zunächst für meinen Magen gehalten hatte. Ich hatte es mir gerade am Ufer des Baches so richtig schön gemütlich gemacht, um ein großes Stück Käsekuchen (die Konditorei in Latschau ist ein Traum!) aus meiner Tupperdose zu genießen und mir dabei zu überlegen wie ich weiter vorgehen will. Doch dann bemerkte ich wie die Wolken, die ich in sicherer Entfernung wähnte, sich rasend schnell zusammenzogen. Ein kalter Wind begann durch die Ebene zu wehen und erstes Wetterleuchten war über den Gipfeln zu sehen.
Als erfahrener Food- und Reiseblogger ist mir natürlich klar, was ich tun muss: weg vom Bach bevor das Gewitter mich erreicht. Das einzige was mir hier Schutz bieten kann, ist die Ruine des sogenannten Hexenhofes. Dieser hat zwar kein Dach mehr, aber die Decke des ersten Stockwerkes scheint noch weitestgehend intakt zu sein, so dass ich hoffentlich auch nicht nass werde wenn der Regen kommt.
Die Außenmauern sind rußgeschwärzt und das Innere riecht nach all den Jahren immer noch nach altem Lagerfeuer, aber Hauptsache, ich stehe nicht als menschlicher Blitzableiter im Freien. Man kann erahnen, dass das Erdgeschoß des Hauses einst quasi aus einem großen Raum mit Küche und Wohnzimmer bestand. Die Treppe zum oberen Stockwerk wiederum sieht aus wie ein bizarres Kunstwerk aus Holzkohle, das ich lieber nicht betreten will.
Mittlerweile heult der Wind immer stärker ums Haus und draußen ist es stockdunkel geworden. Gelegentlich wird die Landschaft von dem Wetterleuchten erhellt.“
Lautes Prasseln ist im Hintergrund der Aufnahme zu hören, sowie gelegentliches Donnern und starker Wind. Raphael spricht sehr laut.
„Seit meiner letzten Aufnahme sind vielleicht 5 Minuten vergangen. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell so ein Gewitter hier oben aufzieht. Eisig kalt ist es geworden, ich mag gar nicht glauben, das ich gerade eben noch die warme Sonne genossen habe. Erst kam nur ein Platzregen nieder, doch jetzt hagelt es wie verrückt. Die Körner die da runterkommen sind groß wie Murmeln. Es sieht fast ein wenig lustig aus, wie sie auf der Oberfläche des Baches einschlagen und das Wasser hochspritzt. Aber ich bin wirklich heilfroh, dass ich mich hier in der Ruine unterstellen kann. Ich mag gar nicht daran denken, was mir da auf offener Strecke hätte passieren können. Gewittern tut es auch immer noch. Ich kann aus dem Fenster wirklich spektakuläre Blitze über den Gipfeln sehen. Die Abstände werden aber immer kürzer. Ich muss gerade an meine Hundeschlittenfahrt in Alaska denken, als wir zu dem Elch-Festival gefahren sind und dichter Nebel aufkam, während wir an der Steilküste entlang f…“
Man hört auf der Aufnahme an dieser Stelle ein lautes Donnern und zwei Mal einen lauten Knall, gefolgt von einem erschrockenem Schrei, Raphaels Stimme ist leicht belegt und er atmet schwer.
„UM HIMMELS WILLEN! Das war ganz schön nah. Ich habe mich noch nie in meinem Leben dermaßen erschrocken. Es war eben alles taghell erleuchtet und ich habe Funkenschlag gesehen, als der Blitz draußen eingeschlagen ist.
Meine Hände Zittern und mein Puls rast. Die Erschütterung hat die Ruine zum Beben gebracht und ich glaube, draußen sind eine paar Mauerreste abgebröckelt. Ich wünschte, der Bauer von heute mittag hätte mir etwas von seinem Obstler mitgegeben, auf den Schreck könnte ich gut einen Schnaps gebrauchen.“
Die folgende Aufnahme ist angenehm ruhig und auch Raphaels Stimme klingt besonnener.
„Es sind jetzt nochmal 5 Minuten vergangen. Die Stille nach dem Lärm des Gewitters ist eine wahre Wohltat. Genauso schnell wie es kam, ist es jetzt weitergezogen. Ich kann sogar wieder das Rauschen des Baches hören, der deutlich mehr Wasser mit sich trägt. Ja, ihr hört richtig. Es ist mittlerweile wieder deutlich heller geworden, so dass ich die Landschaft erkennen kann. Es nieselt nur noch ein wenig und überall liegen Hagelkörner herum.
Ich warte nochmal eine Viertelstunde ab und werde mich dann mal umschauen. Mittlerweile habe ich mich auch von dem Schreck erholt und werde erstmal den Käsekuchen essen, den ich vorhin so plötzlich verschmähen musste. Die Nervennahrung kann ich jetzt gut gebrauchen.“
Die Aufnahme beginnt mit einem schweren Seufzen und einem Augenblick Stille, man hört das Rauschen des Baches.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch. Fangen wir mit der Guten an: nach 10 Minuten kam plötzlich die Sonne raus und es wurde wieder herrlich warm. Von den Hagelkörnern ist so gut wie gar nichts mehr zu erkennen. Die Schlechte lautet, dass mein schöner Drahtesel hin ist. Nach meinem kleinen Salto Mortale heute vormittag war nur der Lack des Rahmens ordentlich verschrammt und ich musste die Schutzbleche wieder etwas zurecht biegen. Das war unschön, aber nichts was man nicht fixen kann. Aber das erste laute Krachen war eindeutig der Blitz, der in das Fahrrad eingeschlagen ist. Die Kette hat sich mit dem Kettenblatt und Ritzel verschmolzen und auch die Reifen sind nur noch Gummimüll. Ich bin mir ein wenig unsicher, was ich damit anstellen soll. Es zurück ins Tal zu tragen wird ganz schön anstrengend, aber ich kann es doch auch nicht hier liegen lassen? Wenn ich wenigstens Empfang hätte, dann würde ich eine kurze Twitterumfrage machen.
Man hört ein erneutes Seufzen, sowie etwas Stille während die Aufnahme weiterläuft.
„Huch!? Was ist das denn? Offenbar war es gar nicht die Ruine in der ich mich untergestellt habe von der Mauerreste abgebröckelt sind, sondern ich sehe jetzt erst, das der zweite Blitz in das Nachbargebäude eingeschlagen ist und dort ein formidables Loch in die Wand gesprengt hat. Ich gucke mir das mal an. Man hört die Schritte Raphaels auf dem matschigen Boden. Es sieht so aus, als wäre dort eine Treppe, die ins Erdreich führt und … hmm … da sind merkwürdige Zeichnungen an der Wand, sowas habe ich ja noch nie gesehen …“
Neuer Charakterzug des Protagonisten: Extrovertiert
Neuer Nebenschauplatz: –
Hinweis: Merkwürdige Zeichnungen an der Wand
Die Fortsetzung von Raphaels Geschichte könnt ihr nächste Woche bei Ralf Sandfuchs lesen.
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Bildnachweis: Die Bilder im Blogbeitrag stammen von skeeze (Gewitter) und Pexels (Wanderer) auf Pixabay
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