Die gute Laura, hat vor ein paar Tagen über ihre Erfahrung mit einer großen Single-Börse geschrieben, den zu lesen ich an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen möchte.
Gestern wiederum, habe ich auf Twitter per DM von einem Twitterer, den ich sehr schätze und mag, die unverblümte Frage gestellt bekommen, warum ich denn keine Freundin habe. Häßlich seie ich ja nun nicht, habe ich also Angst vor Frauen oder vor Nähe?
Es gibt Leute, die hätte ich bei so einer Frage reichlich scheel angeguckt und gefragt, ob sie mich verarschen wollen. Dann geblockt. Die Tatsache, das es jetzt diesen Eintrag hier gibt, ist ein Beweis dafür, das ich die Frage nicht übel genommen habe. Im Gegenteil, ich habe kurz darüber nachgedacht und eine Antwort geschrieben, die so lange wurde, das ich dachte „Scheiss drauf!“, eigentlich könnte ich es auch verbloggen. Es wird sehr privat und wahrscheinlich auch ein wenig konfus, weil teilweise stream of consciousness.
Meine letzte intensive Beziehung hielt 3.5 Jahre. Es begann als Fernbeziehung und endete damit, das wir im Ausland zusammengezogen sind, nachdem sie einen Job in England angenommen hat. Und auch wenn sie sich am Ende von mir getrennt hat und ich gezwungen war hier in Hamburg wieder von Null anzufangen, war es eine tolle Beziehung, die mich sehr glücklich gemacht hat.
Ohne die Trennung hätte ich auch nicht die Freundschaften der letzten knapp 6 Jahre geknüpft, viele die dies hier lesen, wahrscheinlich sogar alle, würden mich nicht kennen. Oder zumindest komplett anders. Beziehungsenden sind also nicht immer nur schlecht.
Der Schmerz der Trennung wiederum, der hielt eine ganze Weile an. Ich bin ein sehr emotionaler und sensibler Mensch, ich brauche meine Zeit, um alles zu verarbeiten. Ich hatte das Glück, das ich quasi sofort einen neuen Job bekommen habe, der mir auch Spaß gemacht hat, ich war abgelenkt. Zeit vergeht und irgendwann denkt man nicht mehr an vergangenes oder einfach nur sehr viel seltener.
Ich bin nicht gut darin auf Menschen zuzugehen, sie anzusprechen und mit ihnen darauflos zu plaudern. Small Talk ist mir ein Gräuel, ich kann das nicht, ich will das nicht. Ich hab kaum witzige Anekdoten zu erzählen und bei den meisten Erlebnissen hätte man eh dabei sein müssen, um ihre Witzigkeit wirklich zu verstehen. Natürlich habe ich trotzdem interesse daran Leute kennen zu lernen. Frauen kennen zu lernen. Ich möchte, das sie mich sympathisch finden, das sie über das Lachen können, was ich erzähle und wie ich es erzähle und worüber ich lachen muss.
Ist nur schwierig, wenn man das Maul nicht aufbekommt und nicht weiß, wie man so einen ersten Schritt vollzieht. Noch schwieriger, wenn man keine große Lust mehr auf weg gehen hat, weil die Clubs und Bars alle zu laut, zu stickig und voller Leute sind, die Alpha-Tier besser können als man selber. Ich will ja auch nicht der gleiche Typ sein wie alle. Frau muss auch in ruhe weggehen können ohne ständig blöd angelabert zu werden. Und warum sprechen eigentlich so wenig Frauen andere Männer an?
Single-Börsen also. Die Chiffre-Anzeigen der digitalen Gegenwart. Daran ist absolut nichts verwerfliches. Also habe ich mir vor…2 Jahren war es wohl, eine Profil auf einer Single-Plattform erstellt.
Keine von den ganz großen, die einem das lächerliche Versprechen geben, das sich dort alle naselang jemand verliebt, sondern einer von der ich erhoffte, das sie noch nicht von furchtbaren Fake-Profilen verseucht ist. Außerdem sollte es eine App dazugeben. Das besondere an der Plattform ist, das es dort einen riesigen Fragen-Katalog zu allerhand Themen (Politik, Religion, Hobbies, Sex, Essen, Liebe, etc) gibt. Man beantwortet die Fragen nach eigenem Gusto und kreuzt zusätzlich die Antwortmöglichkeiten an, die man bei einem potentiellen Partner tolerieren/sehen würde. Darüber hinaus kann man zusätzlich einen Kommentar dazu schreiben. Diese Kommentare sieht man allerdings nur, wenn derjenige die Frage auch beantwortet hat. Ganz clever gemacht, denn so kann man ganz gut nach Gemeinsamkeiten und Kompatibilität filtern. Außerdem hat man ein paar Ansätze, wenn man jemanden anschreiben möchte.
Die Seite hat ihren Ursprung in den USA, da sind entsprechend viele Fragen bei, die bei einem aufgeklärten Mitteleuropäer Kopfschütteln verursachen (gerade im Bereich Waffenbesitz), aber halt für Amerikaner von Bedeutung sind, da muss man durch.
Ich hab über diese Plattform ein paar nette Frauen kennengelernt. Einige haben initial mich angeschrieben, was ich grundsätzlich toll finde, einige haben auf meinen ersten Kontakt reagiert, viele nicht, was ich grundsätzlich doof finde. Ignorieren und ignoriert werden ist immer blöd. Aber lässt sich nicht ändern. Und ich vermute, es gibt genügend Frauen, die schlimme beleidigende Kommentare bekommen, wenn sie jemanden ablehnen. Ein Verhalten, was ich unfassbar finde. Genauso wie Typen, die meinten sie müssten bei einer Antwort dann gleich fotografischen Beweis liefern, dass sie über eine Penis verfügen. Was stimmt nicht mit euch? Aber ich schweife ab.
Komischerweise hatte ich immer so ein „exklusiv“-Gefühl. Es war mir unangenehm mit zwei verschiedenen Kontakten gleichzeitig zu kommunizieren. Total albern, aber es kam mir wie betrügen vor und ich fragte mich immer, ob ich einfach nicht für diese Art von kennenlernen gemacht bin. Bin ich durch diverse romantic comedies, sei es in Film oder Serie schon komplett versaut und weiß nicht mehr was korrektes und falsches Verhalten ist? Gibt es das überhaupt? Jeder Jeck ist doch anders? Man möchte die Fäuste schütteln und Hollywood verfluchen.
Ich tauschte mich also ein wenig aus. Erst schriftlich über die Seite, dann per Email, es wurde mal telefoniert und eines warmen Sommertages hatte ich mein erstes Date seit…ich weiß nicht wann. Wir aßen Eis, tranken Limonade, klönten ein wenig und gingen dann unserer Wege. Es war so nett, das wir danach nie wieder miteinander kommunizierten.
Mit einer anderen Frau war ich ein paar Wochen später ebenfalls kurz davor mich zu treffen. Wir hatten uns viele tolle, lange Emails über verschiedene Themen geschrieben, sie stimulierte meinen Intellekt ein wenig, was ich mag, doch dann reichte eine Randbemerkung von ihr, die mich sauer aufstoßen ließ, also wurde daraus nichts.
Es hatte mit Fußball zu tun, ich war schon im Beginn meiner Lösungsphase und reagierte da wahrscheinlich zu schnell zu (über-)empfindlich, aber es reichte aus, um erstmal wieder in mein Schneckenhaus einzuziehen. Seitdem war ich nicht mehr auf der Seite.
Es ist also nicht so, das ich es zwischendurch nicht versucht habe und höchstwahrscheinlich habe ich die Flinte viel zu schnell ins Korn geworfen. Aber es ist so ermüdend Energie, Zeit, Emotionen und auch Persönlichkeit zu investieren. In jedes Profil. Jedes Mal. Bei jedem Kontakt.
Es fällt mir so schon viel zu schwer über mich zu reden, mich zu beschreiben und über das was und wer ich bin, was ich möchte, was mir gefällt zu erzählen. Auf diese Seiten ist alles ist auf schwarz und weiß ausgelegt und ich denke dann immer „Das kann ich so nicht beantworten, es ist nicht so einfach, wie ihr euch das macht.“ Und ich stelle die Welt und wie sie funktioniert, bzw. wie offenbar ein Großteil der Leute glaubt, das sie zu funktionieren hat, in Frage und denke, dass sie nicht mit mir kompatibel ist. Und ich resigniere, wie ich immer resigniere, weil ich mich dem nicht anpassen und in dieses System assimilieren lassen möchte. Kann.
Natürlich will ich nicht allein sein. Die wenigsten wollen das. Ich HASSE es allein zu sein. Sobald Twitter aus ist, prügelt die Einsamkeit auf mich ein.
Ich will zum Einschlafen kein Kissen umarmen. Ich will menschliche Nähe und Wärme. Ich möchte aufwachen und angelächelt werden. Das schönste am Freunde treffen ist sie zur Begrüßung und zum Abschied zu Umarmen. Doch wenn das vorbei ist, dannn winkt und lächelt man sich zu. Und während die S-/U-Bahn oder Bus dann losruckelt und man sich an seinen Platz setzt dauert es noch genau eine Haltestelle und das Lächeln ist verblasst.
Ist es so schwierig? Mache ich es mir zu schwierig? Beides?
Habe ich Angst vor Frauen oder vor Nähe? Beides?
Und Du so?